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<< Der Mythos der Göttin In der frühen rituellen Kunst steht - neben Tierdarstellungen - die nackte weibliche Gestalt im Vordergrund.
Die erste profilierte Göttin, die uns im frühen Neolithikum Anatoliens entgegentritt, ist die "Grosse Göttin von Catal Hüyük", und zeigte jägerisch-pflanzerischen Doppelcharakter.
Sie entwickelte sich aus der eiszeitlichen "Herrin der Tiere".Die berühmteste Plastik zeigt sie auf einem Thron sitzend, flankiert von zwei Leoparden. Ihre Arme liegen auf den Köpfen der Tiere, ihr Fuß auf einem menschlichen Schädel. Sie sitzt da mit gespreizten Beinen und gebiert gerade ein Kind. es mag sich auch um einen Stier handeln, denn aus dem Unterleib einer Göttin in einem anderen Heiligtum tritt ein riesiger rotbemalter Stierkopf hervor.
Sie war die Herrin über Tod und Wiedergeburt, von Mensch, Tier, und Pflanzen. Wie so viele Frauenfiguren wurde auch die Plastik der gebärenden Göttin in einem Kornbehälter gefunden. Die bis zu 30.000 Jahre alten Venusfiguren, die in großer Zahl gefunden wurden, verweisen in direkter Linie auf eine Vielzahl von Göttinnen der späteren Kulturen: die babylonische Ischtar, Innana, Anat, Astarte, Ceres, die ägyptische Isis, die phönizische Kybele, Aphrodite, Demeter, Diana, Venus, Freya, Brigit, Frau Holt, Morgain la Fee, ...
Diese Damen hatten meistens einen bestimmten Liebhaber. Den Liebesakt nennt die Wissenschaft "hieros gamos", heilige Hochzeit. Die heilige Hochzeit wurde im Jahresrythmus in den jeweiligen Tempeln vollzogen, vorzugsweise im Frühling, meist stellvertretend durch die höchste Priesterin. Die Vegetation, das werdende und vergehende Leben wurde vom Liebhaber der Göttin verkörpert, während sie der unverändert gleichbleibende Urgrund des Lebens ist, in deren Schoß die Vegetation zurückkehrt, um wiedergeboren zu werden. Periodisch kehrte der Paredros in den Schop der Göttin zurück. Der Liebesakt war Beischlaf, Sterben und Zeugung neuen Lebens in einem. Der Mann starb in den Leib der Lebensmutter hinein, der Tod war nur eine Zwischenphase des sich stets erneuernden Lebens. Die historische "Grosse Mutter" der Antike wird auch "die Verschlingende" genannt. Mutter Erde verschlingt ihre Kinder und gebiert sie auch wieder. Der Archetyp der Liebesgöttin entspricht auf der triebhaften Ebene der machtvollen Verwandlungskraft des Lebens, sowie allen Prozessen, die durch das Prinzip der Anziehung zwischen Mann und Frau entstehen. Auf der sprirituellen Ebene wirkt der Archetyp durch kreative Prozesse, die durch intensive und sinnliche Anziehung neue Ideen und Werke schaffen.
Kreisläufe und Zyklen bestimmten diese Gedankenwelten. Ca. um 2000 vor Christus vollzog sich der Wandel zu heutigen Ideologien (als der summerische Held Marduk die Drachengöttin Tiamat erschlug). Jedoch selbst Kirchenvater Augustinus schrieb über den Tod Christi im Gleichnis der Heiligen Hochzeit: " ... er gelangte bis zum Bette des Kreuzes und hat, indem er hinaufstieg, die Ehe bestätigt ..." C.G. Jung bemerkte zu diesem Text "... der Gefühlsstrom des antiken Hieros gamos hat sich hier in sein Gegenteil verwandelt. An Stelle der Lust tritt die Qual und an Stelle der Muttergeliebten der Marterpfahl ..." Literatur:
Joseph Campbell "Mythologie der Urvölker" und "Mythologie des Westens" (aus der Reihe "Die Masken Gottes")
Hans Peter Dürr "Sedna, oder die Liebe zum Leben"
u.v.a
Links:
catal.arch.cam.ac.uk/index.html
www.gabriele-uhlmann.de/grosse_goettin.htm
www.michaelbalter.com/
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